Vater-Suche

Meine Hoffnung ist, dass ich über diesen Blog ein paar Leute finde, die so ähnlich "ticken" wie ich, die einen ähnlichen Hintergrund haben, ähnliche Fragen bewegen und auch auf der Suche sind nach diesem Vater-Gott. Wenn es dir ähnlich geht, dann kannst du dich gerne bei mir melden: vatersucher-1 (at) yahoo.de

Samstag, März 25, 2006

Streß mit Finney oder "Dem Stolz auf der Spur"

hab einen längeren Text geschrieben, der mich sehr bewegt hat. Der ist noch nicht ganz fertig, aber immerhin..

Eintrag in der Nacht von Do. (23.) auf Fr. (24.03.)

Kann mir mal jemand sagen, dass das Leben einfach nur ein schlechter Traum ist?! Das klingt echt bitter, aber so sieht es grad in mir aus... Gott, komm runter und hau mich für meine Worte, dann weiß ich wenigstens dass es dich wirklich gibt.


War grad eben auf Kerstins blog und hab dort die Worte gelesen: "...obwohl sich in meinem Herzen Themen ansammeln wie nochwas."

Ja genau, bei mir auch - aber blöderweise bin ich wieder in so einer Wut und Zweifel-Phase.

Und alles fing mit diesem Finney-Buch an -

Charles G. Finney: "Erweckung
Gottes Verheißung und unsere Verantwortung"


Wenn der Finney kein berühmter Erweckungsprediger wäre, dann würde ich das Buch einfach ignorieren - aber er ist es halt nun mal, zumindest, wenn man den Erweckungsberichten glauben darf.

Oh Mann!

Wieso, Finney, schreibst du nichts über den Vater? Wieso bist du so streng?

Was der schreibt, ist derartig streng und fordernd, da bleibt dir echt die Spucke weg.
Aber vielleicht hat er ja Recht...

Vielleicht kann ich ja Heiligkeit, Demut und 100-%igen Gehorsam - ja völlige Unterwerfung unter die Befehle Gottes - in mir bewirken indem ich einfach eine derartige Panik vor der Hölle bekomme, dass ich jede andere Frage einfach runter schlucke.

Ist es das?

Vielleicht kann man meinen Streß mit Finney so zusammenfassen:

Finney geht davon aus, dass jeder Mensch erst mal durch Angst vor der Hölle zerbrochen werden muß. ...vor allem die Verhärtung seines Herzens und sein Stolz soll/muß zerbrochen werden. Dann liegt der Mensch als ein heulendes und vor Höllen-Panik zitterndes Häufchen Elend vor Gott.

Für Finney ist das der Kern der Erweckung. Völliger Zerbruch, völlige Unterwerfung unter diesen riesigen und beängstigenden Gott, der mit völligem Recht Heiligkeit fordert. Und dann erlebt dieser vor Panik zitternde Sünder die herablassende Gnade Gottes, verpflichtet sich zu totalem Gehorsam, totaler Lebensbuße - am besten zweimal und mit besonderem Augenmerk auf die Unterlassungsünden (wo du Gott nicht geliebt hast, wo du deinen Nächsten nicht geliebt hast usw.)

.....das Buch ist wirklich krass! Wirklich! Wenn irgendwer radikal war, dann gehört dieser Finney wohl mit dazu.

Panik vor der Hölle, völlige Unterwerfung, Gehorsam, Verpflichtung zum heiligen Leben - Pflicht überhaupt - das sind alles zentrale Begriffe in diesem Buch.

Also das ist mal meine lückenhafte Zusammenfassung dieses 470-Seiten-Buchs.

Aber das krasse ist, durch den Mann haben sich tatsächlich Tausende bekehrt. Und der Heilige Geist war gewaltig am Wirken.
Und das gibt mir halt schwer zu denken. Oder sind die Erweckungsberichte nur ausgedacht?

Der Finney bezieht sich ja auch öfter auf Jonathan Edwards, den er auch sehr respektvoll mit Präsident betitelt. Und dieser Herr Edwards ist vor allem bekannt wegen der Predigt....

[....]

Oh Mann, mir brennen die Augen, ich hab mich jetzt bestimmt eine Stunde oder länger durch einige hochinteressante aber auch verwirrende und dadurch beunruhigende Seiten durchgeklickt und festgestellt, dass der Edwards ja vom Calvinismus geprägt ist und der Calvinismus - oh Schreck -
erscheint mir nun wieder eine Katastrophe ganz besonderer Art zu sein....

Und Calvin, der Entwickler dieses "Ismus" wiederum ist wohl geprägt von Augustinus, der wohl auch einen Haufen Gutes und Schlechtes von sich gegeben hat.

Wer soll da noch durchblicken?
Und vorallem, wem soll ich überhaupt noch vertrauen?


Oh Jesus, warum gibt es keine wahre Lehre?

Warum gibt es nicht die eine richtige Lehre?

Alle diese Lehren und Lehrer berufen sich auf die Bibel...
Das Problem ist einfach, dass die Bibel selber viel zu kompliziert ist.
Sie enthält viel zu viele offensichtliche oder scheinbare Widersprüche.
Zumindest krieg ich die große Bandbreite der Aussagen, das ganze weite Spektrum der Bibel nur schwer unter einen Hut. Und wenn ich mir dann noch anschaue, was andere Leute dazu schreiben, dann ist das Chaos perfekt. Diese ganzen Speziallehren und unterschiedlichen Betonungen...
......und wenn man dann noch die ganzen Übersetzungprobleme, die jeweilige Prägung der Übersetzer, die Unsicherheit über den Urtext, die Prägung des europäischen Denkens durch die griech. Philosophie und ähnliche Wirr-und Hindernisse dazunimmt, dann hab ich das Gefühl, ich glaub einfach gar nichts mehr.

Zweifel ist eh ein alltägliches Lebensgefühl bei mir...

Oder ich vertraue einfach meinem eigenen Herzen. Und mein Herz sagt mir:

Es muß einen guten und liebevollen Gott geben!!!
Und im Urtext muß das auch so drinstehen.

Das sind quasi meine Grundannahmen und auch meine Grundhoffnung. Aber wehe, ich fang an nach Beweisen zu suchen. Das war es nämlich, was mich veranlaßte diese Finney-Buch überhaupt zu bestellen.

Manchmal denke ich mir, das beste wäre, ich wäre als Geistig-Behinderter geboren - ich müßte mir nicht den Kopf zerbrechen. Oder besser noch als jemand, der einfach immer seinem Herzen vertraut und darin völlig sicher ist.
Oder einer von diesen netten Leuten, die eigentlich nur 3 Verse aus der Bibel kennen und damit ganz gut durchs Leben kommen.

Jesus, kann ich nicht mein Gehirn wieder zurückgeben? Kann ich es eintauschen gegen ein bisschen Urvertrauen? Gehirn allein hilft mir nicht. Überhaupt nicht!

Oder doch? Gibt es ein Ende aller Widersprüche? Gibt es den glückseligen Zustand, wo man alle Fragen geklärt hat?

Ich hätte diesen seligen Zustand erreicht, wenn ich auf jeder Seite meiner Bibel lesen könnte. "Ich hab dich je und je geliebt." Weil ich das aber nur manchmal lese - wobei ich zum Glück immer mehr von diesen Bibelstellen über die Liebe Gottes finde -aber eben immer noch sehr häufig ganz andere Aussagen, deswegen bin ich halt auch sehr häufig in einem überhaupt nicht glücklichen Zustand. So wie jetzt nämlich.

Aber wozu schreibe ich das überhaupt? Ich könnte es ja auch für mich behalten... Aber ich finde, es gibt immer noch zu wenig Leute, die wenigsten mal ehrlich sagen, wie verwirrend das alles ist und wie unglücklich sie darüber sind. Also fang ich halt schon mal an.

Interessant ist aber, dass ich immer dann, wenn ich völlig ermüdet bin von meiner Verwirrung, Wut und Trauer - und einfach "dahinsinke"... und dann, wenn ich so "ermattet daliege" - dann kommt ein Moment tiefer Sehnsucht und tiefen Vertrauens: Denn dann klammere ich mich instinktiv an diese Vorstellung, dass ich tatsächlich jetzt in den Armen Gottes liege. Ich stell mir dann vor, dass er mich fest hält und trägt wie ein Baby. Und weißt du was? Ich erleb das dann auch so!!!!!!


Mit anderen Worten, wer zum Denken zu müde ist, der zweifelt nicht mehr, sondern überläßt sich den tiefen Reflexen seines eigenen Herzens. (Schöner Satz, oder?)

Allerdings muß ich dazu in meinem Bett liegen. Es muß ein geschützer und warmer Ort sein - eben ganz einfach ein Bett :)
Und dann spüre ich oder bilde mir ein, dass Gott wirklich mein liebevoller Vater und auch meine Mutter ist und ich einfach auf seinem Bauch liege. Und dann geht es mir für eine gewisse Zeit lang richtig gut.
Ich meine, richtig gut!!!!
Kennst du das?

Das Problem ist nur: der Lauf des Lebens verlangt von mir, dass ich nach einigen Stunden mein Bett wieder verlassen soll. Und damit fangen die Probleme an.
Der Frust des Tages nagt an mir, Gefühle entwickeln sich, Gedanken entstehen und der Wunsch nach Erlösung kommt auf. Nach Erlösung von diesem Tag. Oder besser gesagt nach
Erlösung von diesem Unzufriedensein. (eine wunderbar komplizierte Verbal-Konstruktion.) Ich sag es mal ganz einfach:

Ich will glücklich sein. Ich will jede Sekunde als Freude erleben. Ich will mich jede Sekunde geliebt fühlen. Das ist das innerste Bedürfniss meiner Seele.

He, ich hab das Gefühl, ich hab jetzt was wirklich Bedeutsames von mir gegeben. Vielleicht trügt der Eindruck und heute Abend schon finde ich es einfach nur lächerlich.
Aber ist das nicht genau dieser Kampf zwischen Demut und Stolz?
Ist nicht genau dieser Satz der Unterschied zwischen dem Kind und dem Erwachsenen? Der Unterschied zwischem dem Sünder und dem Pharisäer? Ist das nicht der Unterschied zwischem dem Sünder, der vor Jesus einfach heulend zusammenbricht und sich bekennt zu seiner Sehnsucht nach diesem gütigen und barmherzigen Gott und dem stolzen Pharisäer, der so tut, als hätte er dieses Bedürfnis nicht?

Ist das nicht die eigentliche Quintessenz?


Ich will wieder diese Geborgenheit und Liebe spüren. Das ist doch auch der einzige Grund, warum ich überhaupt hier bin. Oder nicht?

Und gleichzeitig empfinde ich - während ich das schreibe - so eine Art Verachtung. Etwas in mir sagt: Was schreibst du hier für kindische Sachen auf? Das ist doch voll peinlich.

Und der Gedanke hat auch Recht - denn es ist wirklich ein bisschen peinlich. Deswegen breche ich ja auch nie vor Leuten zusammen sondern immer nur vor meinem Gott.

Aber vielleicht ist ja genau das der Punkt. Vielleicht ist ja genau das der Punkt, den Finney ausdrücken wollte? Zwar mit harten Worten, aber eigentlich ist genau das der Punkt:
Kann ich völlig zugeben, wie sehr ich mich nach der Liebe Gottes sehne? Wie sehr ich einen Vater-Gott brauche?
Wie sehr ich Jesus als Erlöser brauche?

Bei Finney ist mir nämlich noch eine Sache im Gedächtnis, die ich hier noch erwähnen muß (allerdings in meinen Worten - weil ich nicht mehr weiß auf welcher der 476 Seiten das nun stand)

Finney hatte eine unbestimmte Sehnsucht nach Gott. Er wollte eine Begegnung oder Erweckung oder irgendwas in der Art. Was tat er: Er ging in den Wald. An einen einsamen Ort. Er gab sich größe Mühe, dass niemand ihn sehen oder hören konnte. Also es war wirklich ein ganz einsamer Ort.
Dort angekommen, fing er an zu Gott zu beten, zu rufen, was auch immer. Das ging ´ne Weile - aber schließlich hörte er auf, weil er spürte, dass er nicht "durchdrang" zu Gott.

Er ging also wieder raus aus dem Wald - weg von seinem einsamen Plätzchen - direkt auf die Straße. Und in dem Moment als er quasi wieder in der Öffentlichkeit war - hatte er den Eindruck, dass der Heilige Geist ihm sagte:

Liegt es nicht daran, dass du zu stolz bist, dich hier hinzuknien und laut zu mir zu rufen? Weswegen du dich auch in diesem Wald verkrochen hast...?

Und dann tat der Finney etwas, was ich so noch nie getan habe: Er schmiss sich auf Erde - kniete mitten auf dem Weg (vor allen Leuten) und rief laut zu Gott.
Und sofort kam der Heilige Geist über ihn!!!

(also so hab ich das sinngemäß in dem Buch gelesen)

Und jetzt kommt´ es:

Kann es sein, dass das wirklich der Punkt ist?
Er hat sich wirklich gedemütigt in dem Moment. Er hat öffentlich und aus voller Kehle (Oh Mann, das ist es, was mir so schwer fällt) bekannt/zugegeben, wie sehr er diesen Gott braucht. Er hat zu Gott geschrieen und Gott kam sofort. Geht es letztlich wirklich nur um Stolz und Demut?
Was ist Demut überhaupt? Was ist Stolz?
In meinem Bibel-Lexikon steht da eine ganz gute Definition:

im Griechischen steht da wohl das Wort: hyperäphania.........



Fortsetzung vom Sa. 24.03.:
seit dem ich das geschrieben hatte, ging es mir wieder gut. Ich hatte und habe den Eindruck, ich hab etwas für mich bedeutsames entdeckt. Und ich hab den Finney-Streß auflösen können, eben dadurch dass ich quasie einem übergeordneten Zusammenhang auf der Spur bin. Ich hab den Eindruck, es gibt einen Weg, Finney, Calvin und die ganzen strengen Christen mit all dem anderen Wissen aus Psychologie, Alltagserfahrung, Enneagramm und der Liebe Gottes unter einen Hut zu bringen.
Naja, große Ankündigung, mal sehn was draus wird.

wenn ich Lust und Zeit finde, schreib ich später hier weiter...




Für alle, die meine Verwirrung nachvollziehen möchten:
Klickt euch mal durch:
Hier ein
die Predigt von Jonathan Edwards + ein kurzer Kommentar dazu

und hier noch mal die Predigt - um sicher zu gehen, dass das auch wirklich der richtige Text ist. (typisch
Sechser" halt
"Die Sünder in den Händen eines zornigen Gottes"

Hier der
Wikipedia-Eintrag über
Jonathan Edwards (Prediger)


und hier der
Wikipedia-Eintrag über Johannes Calvin

auch interessant: Ein Blog auf dem ich ne Weile hängen geblieben bin. Hier der

Blog-Eintrag über J. Edwards

der gleiche Blog:

zum Thema Postmoderne und Emergent Church

und hier
mein Kommentar bei Trümmerlotte
, der diesem Text vorausging.

1 Comments:

  • At 26 März, 2006 01:01, Anonymous Anonym said…

    man du hast genau so nen chaoskopf wie ich......
    oder auch ein chaosherz?

     

Kommentar veröffentlichen

<< Home