Vater-Suche

Meine Hoffnung ist, dass ich über diesen Blog ein paar Leute finde, die so ähnlich "ticken" wie ich, die einen ähnlichen Hintergrund haben, ähnliche Fragen bewegen und auch auf der Suche sind nach diesem Vater-Gott. Wenn es dir ähnlich geht, dann kannst du dich gerne bei mir melden: vatersucher-1 (at) yahoo.de

Freitag, April 14, 2006

Von der "ZEIT" zu den "Rabbinern"

entgegen alle Vernunft und meinen vor 2 Tagen gefaßten Entschluß, hab ich mal wieder ein Nacht kommen und gehen sehen.... ohne eine Minute davon zu verschlafen ;)

Aber was will ich machen? Wenn mein WG-Partner die neue Ausgabe der "ZEIT" auf den Küchentisch legt - dann heißt es eben einfach: Lesen! Und gewöhnlich lese ich sie "am Stück"....
Mit Disziplin, Vernunft und Willen hat das nichts zu tun - aber warum auch? Hab ich ja alles schon hinter mir. Ich war 18 Jahre wirklich vernünftig und wirklich diszipliniert. Und auch meine ehemaligen Gymanasial-Lehrer schwärmen meinen Cousins heute noch vor, was für ein exzellenter "Streber" ich doch gewesen sei. (was bei meinen Verwandten natürlich Stöhnen und verdrehte Augen hervorruft...*g*)

Also wie gesagt: ich war vernünftig und ich war diszipliniert!!!

Und wenn es sich gelohnt hätte und wenn es sich GUT ANGEFÜHLT HÄTTE - glaube mir - dann würde ich heute noch so leben....

Was nicht heißt, dass es jetzt besser wäre. Nein! Wobei eigentlich doch. Früher hat ich kein schlechtes Gewissen - aber dafür viel Streß und Arbeit und Quälerei. Und heute ist es genau umgekehrt.
Aber wenn ich meinem Gewissen vorrechne - dass ich unterm Strich immer noch wesentlich mehr Jahre mit "Pflichterfüllung" verbracht habe, als mit "Leben nach dem Lustprinzip" - dann gibt es für eine Weile Ruhe... ;)

Und wie gesagt: Die "Zeit" lese ich IMMER am Stück!

Interessant war das Feuilleton. Normalerweise interessiert mich das ganze Kunst- und Literatur-Gelaber wenig bis gar nicht - aber diesmal war es anders:
Im Gegensatz zu mir werden ihn die meisten bereits kennen - die Rede ist von: Samuel Beckett - sein bekanntestes Werk: "Warten auf Godot"

tja, was soll ich sagen? Schon die ersten Zeilen des "Artikels" haben mich aus meinem gemütlichen Lesetrott herausgerissen. Es kam mir vor, als ob ich mein eigenes Tagebuch lese!!! Alle meine destruktiven Gedanken der letzten Tage - wohlformuliert - in der Zeitung abgedruckt.
Hilfe!!! Wie kommen die da rein?

aber ich muß sagen: ....es war das beste Feuilleton, dass ich bisher gelesen habe! ...
Mir wurde aber auch klar: Den Gedanken, irgendwas Neues mitzuteilen oder gar ein Buch zu schreiben mit dem Titel: "Warum das Leben Scheiße ist" - diesen Gedanken kannst du gleich abhaken. Denn:

"ES IST ALLES BEREITS GEDACHT, GESAGT UND GESCHRIEBEN!"

Noch dazu in viel treffenderen Worten...

Aber mir blieb immerhin noch der Trost: Da gibt es tatsächlich jemanden, der deine schwärzesten Gedanken teilt - ohne das wir jemals drüber gesprochen haben. Es gibt also durchaus eine gewisse Logik - und es gibt tatsächlich Leute, die kommen genau zu den gleichen Schlußfolgerungen. Das gefällt mir nur deswegen so sehr, weil ich in unzähligen Gesprächen nach "Seelenverwandten" gesucht habe - aber fast immer enttäuscht wurde...
Und nun find ich den Typ in der Zeitung... verrückt.

Eines ist allerdings seltsam: wenn ich da meine eigenen Gedanken lese, dass "wir eh nicht leben, sondern alles nur ein Sterben ist", "Dass es eigentlich besser wäre, gar nicht erst geboren zu werden" usw. - wenn ich das nun mal nicht selber denke (was ich oft tue), sondern es als Gedanke von jemand anderem lese - dann kommt mir das fast schon unheimlich vor. Es macht mir fast ein bisschen Angst.
Wenn ich es dagegen selber denke, dann ist es eher so ein Gefühl von "Scheiß-Egal-Sarkasmus". Und das geht eher in Richtung "Kraft" bzw. "Wut". Und wenn ich die Wahl hab zwischen Angst und Wut - dann bevorzuge ich das letztere.
Also werde ich mir das Buch nicht bestellen, vielleicht leihe ich es mal aus - aber eigentlich reicht es ja zu wissen - ich hab einen Gleichgesinnten und der heißt: Sam Beckett! Die Gedanken sind mir eh vertraut - wozu dann das Buch lesen?
Außerdem unterscheiden wir uns in einem Punkt doch - und der ist entscheidend:

Sam Beckett hat seine 80 Jahre mit diesem schwärzesten Realismus gelebt. Ich frag mich, wie das überhaupt möglich ist. Sehr konsequent kommt mir das nicht vor. Also ich könnte es nicht. Deswegen suche ich auch nach Gott seit dem Moment, wo meine Lebensillusionen kaputtgingen.Wie soll man das auch anders aushalten?
Wie kann man die nackte, harte Realität sehen, ohne sich zu Gott zu flüchten?

Zu dieser Frage hat die "ZEIT" leider nichts geschrieben.... also hab sie akkurat zusammengefaltet und wieder auf den Küchentich gelegt...

Aber ich hab ja noch andere Bücher... und die "Zeit" ist ja nur eine kleine Abwechslung zwischendurch... also hab ich mich wieder "Abraham Joshua Heschel`s" Buch zugewandt:



Und das ist nun wirklich ein sehr starker Kontrast zu Sam Beckett! Wobei auch der Hr. Heschel sich über das Leben keine Illusionen macht. Aber er hat im Gegensatz zu S.B. eine wirkliche Hoffnung zu bieten. Und er stellt das wunderbar tiefgründig dar.
Die ersten Seiten fand ich etwas schwierig - viele Fremdwörtert - philosophische Begriffe... aber inzwischen bin ich auf Seite 75 und bereue nichts. Im Gegenteil! Ich glaube mir öffnet sich da eine Tür in einen weiten Raum, der sich Judentum nennt. Und verrückt: Es kommt mir auch alles so vertraut vor. Er zitiert ja auch aus der gleichen Bibel - meine geliebten Psalmen z.B. oder auch viel aus Hiob und Jesaja (dank meiner Hörbibel sind die mir inzwischen auch recht vertraut). Es ist wie ein Heimkehr in altbekanntes Gebiet.

Aber trotzdem ist es ganz neu. Ich kann das gar nicht so beschreiben... vielleicht sage ich es so: Es ist der gleiche Geist! Auch wenn A. Heschel kein messianischer Jude ist, merkt man doch, dass er vom gleichen Gott und vom gleichen Geist spricht. Und die Art und Weise wie er das tut, gefällt mir sehr. Endlich mal wirkliche Tiefe der Gedanken. Und alles so fundiert, strukturiert und mit hunderten Zitaten untermauert. Ich liebe Autoren, die wissen, wovon sie schreiben... die wirklich einen Überblick haben über ihr Themengebiet und vor allem auch über alle angrenzenden Gebiete. Der Mann kennt nicht nur sein Judentum und seine(n) "Tenach", sondern auch sämtliche Philosophien, Mythologien und Religionen von den Antike bis zur Gegenwart. Einschließlich Christentum!

Und ich hab zur Zeit den Eindruck, dieser Rabbiner hat mehr Ahnung von Gott und seinem Buch als die meisten "Oberflächen-Charismatiker" zusammen! ;)
Was für eine Erholung ist dieses Buch doch für meine "von-Glaubenslehre-abgekauten-Ohren"... *g*

Nach dem Pinchas Lapide ist das der 2. jüdische Autor, den ich bisher zu lesen bekommen habe - aber da werden wohl noch mehr folgen.... ich komm langsam auf den Geschmack ;)

Für mich sieht es momentan (!) so aus, als ob die Juden über Jahrhunderte der Beschäftigung mit Gott und dem AT eine theologische Tiefe entwickelt haben, die wesentlich unverfälschter und stabiler ist als alles, was das Christentum bisher zustande gebracht hat. Also zur Zeit ist mein Vertrauen gegenüber den Kirchenväters - ob Luther, Calvin, Augustinus und wie sie noch alle heißen - ziemlich angeknackst.

Vor allem, weil die Grundlagen der Kirche ja so sehr vermischt bzw. unterwandert wurden mit griechischer Philosophie. Dagegen scheinen mir die Jüd. Rabbiner ziemlich frei von negativen philosophischen Einflüßen. Sie haben ihre Tenach (Altes Testament) und ihre Schriften, aber sie haben sich zum Glück von den griechischen Einflüssen ferngehalten. Außerdem sind sie viel näher dran am Urtext als z.B. ein Luther der ja lediglich die lateinische Bibel (die Vulgata) besaß.
Die Luther-Bibel ist lediglich die Übersetzung der Übersetzung! Aber die Juden haben das ORIGINAL!!!

Und selbst zu Jesus und den Aposteln können die Juden mehr sagen, weil sie sowohl sprachlich als auch kulturell viel näher dran sind. In Bezug auf Umfeld, Sprache, Denken, Kultur von Jesus und dem Neuen Testament sind die Juden "Insider"!
Die Kirchenväter sehen dagegen wirklich "alt" aus. Die kathol. Kirche kann da eigentlich gar nicht mitreden. Den "Schlüssel" hat nicht der Papst, sondern den Schlüssel haben die Juden!!! Und wir brauchen die Juden für eine korrekte Übersetzung, korrekte Theologie undd richtige Interpretation der Bibel. Weil die Kirch hat wie gesagt, keine Ahnung von den Ursprüngen.

Okay, ist vielleicht auch etwas übertrieben - aber ich hab das Gefühl, dass da mehr "dran" ist, als man bisher so wahrnimmt.
Einfach gesagt: Die Kirchengeschichte nach Paulus ist doch eigentlich eine einzige Tragödie. Ich kenn nicht die Details - mir genügen schon die groben Züge: Irrlehren, Kriege, Zwangstaufen, Kreuzzüge, Inquisition, Verdamnis-Predigten mit "Ablaß"-Geschäften, "die Furie in Rom" - das finstere Mittelalter.... und nicht zuletzt: ein unglaublicher Judenhaß!
Das Christentum hat mit seiner Juden-Hass-Theologie seine eigene Wurzel abgehackt - kein Wunder das die Kirche so verkrüppelt ist!!! Und die ganzen anderen Störungen und Mißbildungen innerhalb des Christentums hätten wahrscheinlich verhindert werden können, wenn die Kirche sich nicht nicht von ihren Wurzeln getrennt hätte... (meine rein subjektive Meinung - muß man nicht glauben - aber ich bin mir da ziemlich sicher)

hier nun die Bibelstelle, auf die alle schon gewartet haben;) :

Römer 10,21 Zu Israel aber sagt er: "Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt zu einem ungehorsamen und widersprechenden Volk."

Römer 11
1 Ich sage nun: Hat Gott etwa sein Volk verstoßen? Das ist ausgeschlossen! Denn auch ich bin ein Israelit aus der Nachkommenschaft Abrahams, vom Stamm Benjamin.
2 Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er vorher erkannt hat. Oder wißt ihr nicht, was die Schrift bei Elia sagt? Wie er vor Gott auftritt gegen Israel:
3 "Herr, sie haben deine Propheten getötet, deine Altäre niedergerissen, und ich allein bin übriggeblieben, und sie trachten nach meinem Leben."
4 Aber was sagt ihm die göttliche Antwort? "Ich habe mir siebentausend Mann übrigbleiben lassen, die vor Baal das Knie nicht gebeugt haben."
5 So ist nun auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Auswahl der Gnade entstanden.
6 Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade.
7 Was nun? Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt; aber die Auswahl hat es erlangt, die übrigen jedoch sind verstockt worden,
8 wie geschrieben steht: "Gott hat ihnen einen Geist der Schlafsucht gegeben, Augen, um nicht zu sehen, und Ohren, um nicht zu hören, bis auf den heutigen Tag."
9 Und David sagt: "Es werde ihr Tisch ihnen zur Schlinge und zum Fallstrick und zum Anstoß und zur Vergeltung!
10 Verfinstert seien ihre Augen, um nicht zu sehen, und ihren Rücken beuge allezeit!"
11 Ich sage nun: Sind sie etwa gestrauchelt, damit sie fallen sollten? Das ist ausgeschlossen! Sondern durch ihren Fall ist den Nationen das Heil geworden, um sie zur Eifersucht zu reizen.
12 Wenn aber ihr Fall der Reichtum der Welt ist und ihr Verlust der Reichtum der Nationen, wieviel mehr ihre Vollzahl!
13 Denn ich sage euch, den Nationen: Insofern ich nun der Nationen Apostel bin, bringe ich meinen Dienst zu Ehren,
14 ob ich auf irgendeine Weise sie, die mein Fleisch sind, zur Eifersucht reizen und einige aus ihnen erretten möge.
15 Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anders sein als Leben aus den Toten?
16 Wenn aber das Erstlingsbrot heilig ist, so auch der Teig; und wenn die Wurzel heilig ist, so auch die Zweige.
17 Wenn aber einige der Zweige herausgebrochen worden sind und du, der du ein wilder Ölbaum warst, unter sie eingepfropft und der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaumes mit teilhaftig geworden bist,
18 so rühme dich nicht gegen die Zweige! Wenn du dich aber gegen sie rühmst - du trägst nicht die Wurzel, sondern die Wurzel dich.
19 Du wirst nun sagen: Die Zweige sind herausgebrochen worden, damit ich eingepfropft würde.
20 Richtig; sie sind herausgebrochen worden durch den Unglauben; du aber stehst durch den Glauben. Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich!

21 Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht geschont hat, wird er auch dich nicht schonen.
Die Hoffnung des Heils für das ganze Israel - Lobpreis Gottes dafür
22 Sieh nun die Güte und die Strenge Gottes: gegen die, welche gefallen sind, Strenge; gegen dich aber Güte Gottes, wenn du an der Güte bleibst; sonst wirst auch du herausgeschnitten werden.
23 Aber auch jene, wenn sie nicht im Unglauben bleiben, werden eingepfropft werden; denn Gott ist imstande, sie wieder einzupfropfen.
24 Denn wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum herausgeschnitten und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wieviel mehr werden diese, die natürlichen (Zweige), in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft werden!

25 Denn ich will nicht, Brüder, daß euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr nicht euch selbst für klug haltet: Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vollzahl der Nationen hineingekommen sein wird;
26 und so wird ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht: "Es wird aus Zion der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden;
27 und dies ist für sie der Bund von mir, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde."
28 Hinsichtlich des Evangeliums sind sie zwar Feinde um euretwillen, hinsichtlich der Auswahl aber Geliebte um der Väter willen.
29 Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar.
30 Denn wie ihr einst Gott nicht gehorcht habt, jetzt aber Erbarmen gefunden habt infolge ihres Ungehorsams,
31 so sind jetzt auch sie dem euch (geschenkten) Erbarmen (gegenüber) ungehorsam gewesen, damit auch sie jetzt Erbarmen finden.
32 Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt.
33 O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unaufspürbar seine Wege!
34 Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen?
35 Oder wer hat ihm vorher gegeben, und es wird ihm vergolten werden?
36 Denn aus ihm und durch ihn und zu ihm hin sind alle Dinge! Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.



Wenn Christenheit und Israel zusammenkommen dann wird es endlich gut!!!

Bis es soweit ist, werde ich schon mal schauen, dass ich die griechischen "Krebszellen" meiner Prägung loswerde und mich theol. mit den guten alten Wurzeln verbinde...

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